Neun Wegpunkte berichten von spannenden Zeiten, dramatischen Gefechten, gefährlichen Schmuggeleien und einzigartigem Handwerk.
Gutshaus Pütnitz
Historischer Rundgang Damgarten
Besitz
Pütnitz wurde 1225 erstmals urkundlich erwähnt, als Rügenfürst Witzlaw I. dem Ratzeburger Domkapitel das Dorf mit allem Zubehör schenkte. Der Versuch seines Sohnes Jaromar II., den Besitz wohl für seine Stadt Damgarten zurück zu bekommen, scheiterte. Stattdessen erhielt 1261 der aus Holstein stammende Ritter Ekkehard von Dechow von seinem Bruder, dem Domherren zu Ratzeburg, das Dorf Pütnitz zu erblichem Lehen. Außerdem sprach er ihm das Patronat über die Damgartener Kirche zu, das bis 1945 bestehen blieb. Die ursprünglich zum Lehen gehörige Recknitzbrücke verkauften die von Dechows bereits 1286 an die Stadt Ribnitz.
Mehrmals mussten sie ihren Besitz verpfänden. Auf diesem Weg gelangte Pütnitz Mitte des 17. Jahrhunderts an die Familie von Schwerin. Zeichen dafür ist das Epitaph des Claus Ulrich von Schwerin in der Damgartener Kirche.
Um 1700 erwarb die Familie von Dechow Pütnitz zurück, um es kurz darauf abermals zu verpfänden, diesmal an Major Adam von Pfuel (1669-1737), einem ehemaligen General in Schwedischen Diensten.
Um 1740 kam das Gut letztmalig an die Familie von Dechow zurück. Mit Oberstleutnant Joachim Christoph von Dechow (1733-1797) starb die Familie in männlicher Linie aus. Der Besitz ging an seine Nichte Caroline von Zanthier geb. von Dechow (1769-1825). Als Lehnserbe wurde ihr Sohn Ernst von Zanthier eingesetzt, dessen Nachkommen bis 1945 Herren auf Pütnitz waren.
Gutswirtschaft
Die kargen Äcker der Halbinsel Pütnitz ließen die Gutswirtschaft nie allzu erfolgreich werden. Man baute Erbsen, Hafer, Gerste und Roggen an. Der größte Teil des Besitzes bestand aus Wald-, Weide-, und Brachland. Das änderte sich erst mit dem Einsatz chemischer Düngemittel, wodurch auf Pütnitz ca. 1000 ha intensiv mit Hackfrüchten bewirtschafteter Acker entstanden.
Überaus erfolgreich wurden die von Zanthiers in der Viehzucht. Eine Herdbuchherde des deutschen Edelschweins und eine umfangreiche Schafzucht nannten sie ebenso ihr Eigen wie eine Zucht des Pommerschen Warmbluts.
Eine Försterei bewirtschaftete den Waldbestand, der Mitte des 19. Jahrhunderts nach wissenschaftlichen Maßstäben aufgeforstet worden war. Die Waldwirtschaft hatte in der Familie von Zanthier Tradition: Hans Dietrich von Zanthier (1717-1778) gilt als Vater der Idee von nachhaltiger Forstwirtschaft. Er hatte wesentlichen Anteil an der Aufforstung des bergbaugeschädigten Harzes und gründete 1764 die erste Forstakademie der Welt in Ilsenburg. Das von ihm überlieferte Zitat „Es ist gewiß, daß kein Mensch nur für sich, sondern auch für andere und für die Nachkommenschaft leben muß“ war Maßstab seiner Arbeit. Sein Sohn, der Oberförster Christian Ernst v. Zanthier, heiratete 1788 Caroline v. Dechow. Deren Urenkel war der preußische Landrat (Kreis Franzburg) Hans Dietrich v. Zanthier (1825-1925) und vorletzter Herr auf Pütnitz.
Gutsanlage & Mausoleum
An der Straße nach Damgarten standen die einstigen Gutsarbeiterhäuser. Von der ehemaligen Gutsanlage sind nur noch wenige Gebäude erhalten. Das älteste ist das um 1750 errichtete alte Gutshaus in Fachwerkbauweise. Südlich davon ließ Ernst v. Zanthier 1836 das neue Gutshaus im Stil des späten Klassizismus erbauen. In einer Mischung aus Jugend- und Reformstil wurde es 1906 schlossartig umgebaut.
Wo sich heute die Einfamilienhäuser „Am Gutspark“ befinden, lag der frühere Gutshof mit Ställen und Scheunen; zeitweilig gab es eine Kartoffelflockenfabrik. Durch die Bodenreform entstanden dann auf Pütnitz einige Neubauernstellen. Später schlossen sich diese zu einer Landwirtschaftlichen Produktionsgemeinschaft (LPG) zusammen, die bis 1990 Bestand hatte.
Im Gutspark wurde 1828 ein Mausoleum als Begräbnisstätte der Familie von Zanthier errichtet. Andere Familienangehörige fanden auf dem Landfriedhof in Damgarten ihre letzte Ruhe. Dorthin wurden nach 1945 auch die Särge aus dem Mausoleum verbracht.
Architekt war dort, wie beim Gutshaus, wahrscheinlich Carl Theodor Severin (1763-1836), der vor allem in Bad Doberan und Heiligendamm wirkte. Das Mausoleum ist ein Backsteinbau auf annähernd quadratischem Grundriss.Seine Mauern waren früher weiß getüncht und das Dach zierte eine Kuppel aus Kupfer. Sie wurde in den 1950ern durch ein einfaches Pyramidendach ersetzt. Erhalten sind aus dieser Zeit auch einige alte Platanen und Pyramideneichen im Gutspark.
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