Glashütte

Neben dem Kalkofen am Hafen und einer Fabrik für Streichhölzer entstand im 19. Jahrhundert eine Glashütte, die bereits industrielle Produktion ermöglichte. 1852 wurden außerhalb der Stadt, wo bis dahin Weidetiere gegrast hatten, die ersten Fertigungsgebäude errichtet. Gründer der Glashütte war Otto Staack. Die Betriebsgründung verursachte einen Zuzug von Glasarbeitern aus Gegenden, wo sich die Sandvorkommen erschöpft hatten und die Betriebe geschlossen werden mussten.
Nachdem in kürzester Zeit die Inhaber der Glashütte mehrmals gewechselt hatten, übernahm 1878 die Damgartener Kaufmannsfamilie Samuel die Geschäfte. Sie ließ neue Produktionsanlagen sowie Arbeiterhäuser und Lagerhallen errichten. Ein schiffbarer Graben zum Hafen wurde fertiggestellt. 1884 kaufte Henry Josephy (1857-1903) die Hütte. In der Folgezeit vergrößerte sich der kleine Betrieb mehr und mehr. Ab 1894 gab es sogar einen Anschluss an die Kleinbahn. Die Produkte wurden im Schichtbetrieb zwischen 3 und 19 Uhr hergestellt und bis nach Großbritannien exportiert. Nebenbei war Josephy Erfinder von Flaschen mit Hebelgelenkverschluss sowie Konservengläsern mit Schraubverschluss. Zeitweilig wurden über 60 Arbeiter in der Glashütte beschäftigt, bis 1866 auch Kinder unter 12 Jahren. Die Arbeit war nicht nur körperlich sehr anstrengend, sondern auch gesundheitsgefährdend. Da viele Arbeiterfamilien auch nahe der Betriebsstätte wohnten, war die Kindersterblichkeit bei ihnen besonders hoch.

Um 1900 wurde der Konkurrenzkampf bei der Glasherstellung immer stärker, so dass sich kleinere Fabriken wie die Damgartener kaum noch halten konnten. Ein Brand 1902 machte die Lage für Josephy aussichtslos, sodass es zur Zwangsversteigerung kam. Nach mehreren Reanimationsversuchen durch neue Eigentümer wurde der Betrieb 1913 vom „Deutschen Verband der Flaschenfabriken“ aufgekauft und anschließend stillgelegt.

Die Arbeiter fanden zum Teil Arbeit in den großen Glashütten. Die Produktionsanlagen wurden abgerissen, die meisten Häuser aber zu Wohnungen umgebaut. Doch auch diese verschwanden wegen Baufälligkeit ab 1990 nach und nach, bevor die letzten 2020 einem Supermarkt weichen mussten.

In der Nähe der Glashütte befindet sich der Sportplatz, auf dem die Fußballspiele von Gelb-Blau Damgarten und PSV Ribnitz-Damgarten ausgetragen werden. Hier findet auch alljährlich das Damgartener Schützenfest statt. Es entstand aus den Schießübungen mittelalterlicher Wachmannschaften und Bürgerwehren. Seit mindestens 1561 wird es in festlicher Form begangen. Von dieser frühen Zeit künden einige Abzeichen der Schützenkette, die Sie im Ribnitzer Bernsteinmuseum ansehen können. Der Unterschied zu vielen Schützenvereinen der Region ist, dass in Damgarten mit traditioneller Uniform und mit der Armbrust auf einen Vogel aus festem Holz geschossen wird. Das stets am ersten Juliwochenende stattfindende Schützenfest ist die größte feierliche Veranstaltung Damgartens. Keramikschilder ehemaliger Schützenkönige können Sie in der ganzen Stadt verteilt entdecken.