Neun Wegpunkte in berichten von spannenden Zeiten, dramatischen Gefechten, gefährlichen Schmuggeleien und einzigartigem Handwerk.
Flugplatz Pütnitz
Historischer Rundgang Damgarten
Remilitarisierung des Deutschen Reiches
Im Zuge der Remilitarisierung des Deutschen Reiches entstanden in den 1930er Jahren an vielen Orten Neubauten von Kasernen und militärischen Anlagen. Die Wahl der Wehrmacht fiel auch auf die strategisch äußerst wertvolle Halbinsel Pütnitz. 1935 begannen die Arbeiten am dortigen Land- und Seefliegerhorst mit einer ca. 1300 Meter langen betonierten Start- und Landebahn sowie mehreren Wartungshallen. Direkt am Nordufer des Ribnitzer Sees entstanden fünf große Hallen, eine Werfthalle und zwei sog. Ablaufbahnen, auf denen die Wasserflugzeuge ins Wasser gleiten konnten. Da bei der Errichtung der Hallen typisierte Bauten zum Einsatz kamen, konnten der Flugplatz und die umfangreichen Garnisonsanlagen nach nur einem Jahr Bauzeit eröffnet werden.
Vorrangig wurden hier Flieger, technisches Personal und Funker ausgebildet. Außerdem übernahmen Angehörige des Fliegerhorstes das Einfliegen der am gegenüberliegenden Ribnitzer Ufer in den Walter-Bachmann-Flugzeugwerken reparierten Heinkel-Flugzeuge. Im Verlauf des Krieges mieteten die Bachmann-Werke auf dem Fliegerhorst sogar zwei Produktionshallen, wo ab 1941 zunehmend Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene eingesetzt wurden.
1945 wurden in verschiedenen Lagern vor und auf dem ehemaligen Fliegerhorst hunderte Flüchtlinge untergebracht.
Boddenwerft
Nach Kriegsende wurde das Gelände teilweise militärisch (Rote Armee) und teilweise zivil genutzt. In den Flugzeughallen bauten zwischen 1948 und 1951 die ca. 2.000 Beschäftigten der „Boddenwerft“ insgesamt 130 hölzerne Fischkutter. Ein Teil davon ging als Reparation an die Sowjetunion. Auf dem Vorplatz des Meeresmuseums Stralsund ist heute einer der Damgartener Kutter ausgestellt, die "Adolf Reichwein". Es entstand innerhalb kurzer Zeit ein Großbetrieb mit Ausbildungseinrichtungen und Wohnungen, alles auf Grundlage der alten Wehrmachtsbauten. Als die Werft Ende 1951 schließen musste, fanden die
Arbeiter auf den Großwerften in Rostock und Stralsund neue Arbeit.
Sowjetarmee
Zum Jahresende 1951 musste die Boddenwerft geschlossen werden, da die Sowjetarmee sich den Zugriff auf das ehemalige Militärgelände vorbehalten hatte. Ein Großteil der Arbeiter fand auf den Werften in Wismar, Stralsund und Rostock neue Arbeit.
Das erst 1945 durch die Bodenreform umgestaltete Dorf Steinort musste komplett geräumt werden, die Neubauern fanden anderswo neue Heimat.
1952 wurde Pütnitz Standort für ein Gardefliegerregiment. Die strategische Lage an der Ostsee spielte auch später bei der Aufstellung eines Flugabwehrraketen-Systems die ausschlaggebende Rolle. Zeitweilig waren über 7.000 sowjetische Soldaten hier stationiert.
Als letzter Flugplatz der ehemaligen Sowjetunion auf deutschem Gebiet wurde Pütnitz 1994 geräumt und das Gelände anschließend weitgehend sich selbst überlassen.
Inzwischen ist es Eigentum der Stadt Ribnitz-Damgarten und soll einer nachhaltigen touristischen Nutzung zugeführt werden.
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